Die Reaktion der Märkte auf die Invasion der Ukraine ist derzeit unter Kontrolle. Es ist schwierig, die Prämie infolge der geopolitischen Krise genau einzuschätzen. Für europäische Aktien dürfte sie etwa 7% betragen. Der Euro Stoxx verlor seit Jahresbeginn 11%. Bevor die Krise in der Ukraine Anlass zur Sorge gab, lag das Minus bei 4%.
Schwache, aber letztlich relativ ruhige Märkte
Die Differenz zwischen diesem Wert und der Ordnung, mit der sich der Markt angesichts des Chaos und des schieren Ausmaßes des immer weiter eskalierenden Konflikts zusammenzieht, mag erstaunen. Der Begriff „atomar“ erscheint manchmal explizit in den Drohungen und den Antworten darauf. Seit dem Anfang der Invasion lief nichts wie erwartet. Zum Vergleich büßte der Euro Stoxx im August 2015 nach einer Abwertung des Yuan um 3% (infolge der zunehmenden Sorgen über das chinesische Wachstum) knapp 20% ein. Geopolitische Krisen sollen Investoren gute Einstiegspunkte bieten, das bedeutet aber auch oft, dass sie von einer „Kapitulation“ der Anleger begleitet werden. Bisher war das noch nicht der Fall. Darüber hinaus ist in dieser Phase des Konflikts die Vorhersehbarkeit gering und es mangelt nicht an möglichen Szenarien. Es ist noch ungewiss, inwiefern das Wachstum und die Inflation in Europa und weltweit betroffen sind. Wir wissen nur, dass die Lage sich zweifelsohne verschlechtert.
Undurchsichtiger Kurs der US-Notenbank Fed
Die EZB gab zu verstehen, sie sei bereit, ihre Geldpolitik während der geopolitischen Krise nicht weiter zu straffen. Die Federal Reserve ist jedoch noch weit davon entfernt, eine solche Botschaft zu senden. In seiner letzten Rede zur Lage der Nation konzentrierte sich der US-Präsident auf zwei Themen: die Ukraine und die Inflation. So zeigte er deutlich, wo die Prioritäten in seinem Land liegen, was erneut von Jerome Powell bestätigt wurde. Historisch gesehen bedarf es einer deutlichen Verschärfung der Finanzierungsbedingungen, damit die Federal Reserve ihren geldpolitischen Kurs ändert. Diese ist jedoch noch nicht eingetreten. Darüber hinaus ist die US-Notenbank mit der Bewältigung einer steileren Inflation als in Europa Inflation konfrontiert, das erste Mal seit Jahrzehnten. Wie wir im letzten Monat schrieben, besorgt uns die Aussicht auf eine quantitative Straffung, die nicht durch den Krieg in Frage gestellt wird. In ihren Mitteilungen anerkennt die Federal Reserve und einige ihrer Mitglieder, dass sie den vollen Umfang der Auswirkungen dieser Politik nicht kennen. Die Federal Reserve Bank of Kansas City untersuchte die Auswirkungen der einzigen Erfahrung mit der quantitativen Straffung (Ende 2017 – Ende 2019). In diesem Zeitraum wurde ein Börsenkrach und danach eine Krise am Repo-Markt1 verzeichnet . Sie kam zu dem Schluss, dass diese Politik keineswegs einfach das Gegenteil einer quantitativen Lockerung ist: Die Lockerung zeigt ab ihrer Ankündigung Wirkung, während die Folgen der quantitativen Straffung erst dann eintreten, wenn sie tatsächlich umgesetzt wird. Es besteht ein klarer Zusammenhang zwischen dieser Politik und der Verschärfung der Finanzierungsbedingungen. Es wäre daher riskant anzunehmen, dass der Markt die Straffung infolge der guten Kommunikation der Fed bereits eingepreist hat, vor allem, weil die Modalitäten dieser Politik noch nicht einmal bekannt sind. Wir wollen nicht genau wissen, wie viele Zinsanhebungen die Federal Reserve plant und ob sie Erhöhungen um 50 Bp. vorsieht, denn es besteht kein Zweifel, dass die Fed bestrebt ist, das richtige Maß zu finden. Uns besorgt vielmehr die Entscheidung, die globale Liquidität zu regulieren, ohne die Folgen dieser Maßnahme zu kennen.
Ein taktischeres Umfeld
Wir entschieden uns für eine defensivere Positionierung in unserer Allokation und reduzierten die Aktiengewichtung über unser Exposure in Europa. Kurzfristig ist die geopolitische Lage zu ungewiss, um starke Positionen einzunehmen. Die Unsicherheit im Zusammenhang mit der quantitativen Straffung auf kurze Sicht veranlasst uns zur Annahme, dass diese defensivere Position etwas nachhaltiger sein könnte. Selbstverständlich sind wir angesichts der derzeitigen außergewöhnlichen Lage bereit, unsere Anlagepolitik den Umständen gemäß taktischer zu gestalten.
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